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Buchtipps

Eine der Auswüchse unseres heutigen Starsystems, das auf der weltweiten Gegenwärtigkeiten von wenigen kulturellen Fixsternen beruht, ist die Ausbeutung dieser Stars bis ins 8. Glied. So gibt es nun auch eine Art Romanbiographie der Schwägerin van Goghs, ein auf den ersten Blick eher verzichtbares Unterfangen. Die Züricher Autorin Simone Meier hat aus dem Leben von Jo van Gogh-Bongers aber soviel Gold geschlagen, dass dieses Buch sicher zu den schönsten des Frühjahrs zählt.

Normalerweise ist ein Buchtipp eine Empfehlung zum Kauf, dieser nicht. Und normalerweise ist es nicht meine Vorstellung vom Buchhändler, politisch direkt Stellung zu beziehen, denn für mich ist die Buchhandlung ein Sammelbecken unterschiedlichster Positionen.

Wer den isländischen Hang zu bizarren Geschichten teilt, der wird mit dem neuen Band von Jochen B. Schmidt mit seinem Sheriff von Raufarhövn sehr gut bedient. Der geistig ein wenig eingeschränkte Kalmann Odinsson löst auch in seinem zweiten Buch Fälle, von denen niemand vermutet hätte, dass es sie überhaupt geben kann.

Der neue Koppelstätter ist da, diesmal mit Extremkletterern an der eisigen Nordwand des Ortler. Und wieder müssen sich Grauner und Saltapepe ordentlich ins Zeug legen, um das Raunen der Alpen wahrzunehmen und die Mordfälle zu lösen. Bewährt spannend, regional atmosphärisch und mit einem Schuss Ironie.

Der Titel ist Programm, denn Lichtungen sind die Orte, an denen die Hauptfigur Lev ganz bei sich ist. Lichtungen im rumänischen Wald, in Siebenbürgen, urwüchsig und still. Sie sind aber auch der Ort einer gnadenlosen Arbeit, damals, als der Kommunismus noch ganz Osteuropa und den Balkan beherrschte.

Der weise Koch von der Wielandshöhe, der Häuptling vom wilden Herd, er hat wieder gesprochen. Diesmal in Form eines Tagebuchs von 2018 bis 2024 (!). Darin finden sich natürlich Rezepte, Texte von bekannten und unbekannten Autoren, die ihm am Herz liegen, Notizen von Reisen kulinarischer und anderer Art, und nicht zuletzt Erkenntnissen fürs Leben ("Warm ist alles salziger als kalt").

Ein Buch über den Abschied, ein Buch über das Sterben. Auch der neue Roman von Bernhard Schlink greift zu einem großen Thema und bringt es mit seiner präzisen Sprache in eine klare und eigentümlich selbstverständliche Form. Vielgerühmt und in seiner Nüchternheit eine Herausforderung.

Es gibt sie, wenn auch selten: die Krimi-Reihen, die von Buch zu Buch besser werden. Ein solcher Fall ist Richard Osman mit seinem Donnerstagsmordclub. Die Komplexität der Geschichte ist noch einmal gestiegen, die Tricks, mit denen das Rentnerteam um die Ex-Spionin Elizabeth operiert, sind zum Teil bekannt, aber trotzdem überzeugend. Und der Sprachwitz ungebrochen. Hinzu kommt eine persönliche Tragödie, die sich zwar schon abgezeichnet hat, diesmal aber für einige Tiefe sorgt.

Endlich ist er da, der neue Roman von Patrick Rothfuss. Auch wenn er mit 224 Seiten vergleichsweise dünn ist. Fast eine große Erzählung. Und in einer älteren, wenn auch für dieses Buch stark überarbeiteten Fassung schon publiziert. Doch der Sound stimmt: Das ländliche Ambiente, ein wunderbarer Mittsommertag von der Morgendämmerung bis zur Nacht, das lustvolle Treiben des Fae Bast, der mit listigen Wortspielen Umwelt und LeserInnen auf Trab hält.

Anziehend an diesem Buch ist wenig: der rosa Einband mit depressiv drapierter, verwaschener Schönheit, reizte mich persönlich wenig. Doch die Ankündigung, dass einer der berühmtesten finnischen Romane einer der bekanntesten Kulturschaffende von Finnland in deutscher Erstübersetzung vorliegt, hat mich dazu gebracht, das Buch anzulesen. Ich bin dabei geblieben und durfte am Leben einer jungen Frau in den 70er Jahren teilnehmen, die ein wenig ziellos, aber mit großer Offenheit und Neugierde ihren Platz in der Gesellschaft sucht.

125 Jahre Bücher am Klostertor

1899 bis 2024: Die Buchhandlung Krüger feiert 125-jähriges Jubiläum. In 125 Büchern aus diesem Haus begeben wir uns auf eine spannende Zeitreise und führen wir Sie in unserem Jubiläumsblog vom Gründungsjahr bis heute!